Verbände im Bau- und FM-Sektor
Facility Management: Planungs- und Baubegleitung » Grundlagen » Glossar » Verbände
Die Rolle von Verbänden für Baubegleitung
Baubegleitung im Facility Management (FM) bezeichnet die frühzeitige Einbindung von FM-Fachwissen in Bauprojekte, um einen reibungslosen Gebäudebetrieb sicherzustellen. In Deutschland spielen branchenspezifische Verbände dabei eine entscheidende Rolle: Sie definieren Standards, vermitteln Know-how und fördern den Austausch zwischen Bauplanung und Gebäudebetrieb. Durch Richtlinien und Netzwerke dieser Verbände können FM-Abteilungen bereits in Planungs- und Bauphasen Einfluss nehmen, um langfristig effizientere und nutzerfreundlichere Gebäude zu erhalten. Im Folgenden werden fünf bedeutende deutsche Verbände vorgestellt und ihr Beitrag zur erfolgreichen Baubegleitung im Facility Management erläutert.
GEFMA – Deutscher Verband für Facility Management e.V.
Organisationszweck: GEFMA ist der zentrale Branchenverband des Facility Managements in Deutschland und vertritt rund 1.100 Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum. Sein Ziel ist die Etablierung einheitlicher Standards und die Interessenvertretung des FM-Sektors gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit. GEFMA erarbeitet Normen und Richtlinien, die Rechtssicherheit und Qualität im Facility Management gewährleisten sollen. Dazu zählen z.B. zertifizierte Standards für nachhaltiges FM (GEFMA 160) und IT-Lösungen (CAFM-Zertifizierung) sowie die Zertifizierung von FM-Studiengängen und Weiterbildungsangeboten. Als Netzwerkplattform bündelt GEFMA die Expertise von FM-Dienstleistern und -Nutzern und fördert den Wissenstransfer durch Publikationen, Arbeitskreise und Förderpreise für den FM-Nachwuchs.
Rolle bei Baubegleitung: GEFMA definiert Leitlinien für planungs- und baubegleitendes Facility Management, damit FM-Aspekte frühzeitig in Bauprojekte integriert werden. So hat GEFMA 2023 die Richtlinie GEFMA 116 veröffentlicht, die Bauherren, Planer und FM-Verantwortliche mit 10 Themenfeldern und 77 Fokusthemen dabei unterstützt, Planung, Bau und Betrieb ganzheitlich zu verzahnen. Durch die systematische Integration von FM in Projekte leistet GEFMA einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Betriebseffizienz neuer Gebäude.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Bietet praxisnahe Richtlinien und Arbeitshilfen (z.B. GEFMA 116 für baubegleitendes FM) als Leitfaden, um FM-Anforderungen bereits in der Planungs- und Bauphase umzusetzen.
Schult und zertifiziert Fachkräfte: GEFMA zertifiziert FM-Studiengänge, Weiterbildungsanbieter und CAFM-Software, sodass FM-Teams über qualifiziertes Personal und geeignete Werkzeuge verfügen.
Netzwerk und Best Practices: Durch Arbeitskreise, Verbändekooperationen und Veranstaltungen (z.B. gefma-Lounges) ermöglicht der Verband den Erfahrungsaustausch und die Entwicklung von Best Practices speziell für die frühe Einbindung des FM.
Offizieller Weblink: [GEFMA – Deutscher Verband für Facility Management e.V.] – https://www.gefma.de
RealFM e.V. – Berufsverband der Real Estate und Facility Manager
Organisationszweck: RealFM e.V. ist der deutsche Berufsverband für Verantwortliche im Real Estate und Facility Management. Er versteht sich als branchenübergreifende Plattform für Immobilien- und FM-Manager in Unternehmen. RealFM fördert den Austausch zwischen Eigentümern/Nutzern und Dienstleistern und adressiert die gesamte Immobilien-Wertschöpfungskette aus Betreiberperspektive. Die Mitgliedschaft ist persönlich und richtet sich an Führungskräfte, die unternehmensintern für FM und Immobilien zuständig sind. Der Verband wurde gegründet, um FM- und CREM-Themen ganzheitlich zu betrachten und die Professionalisierung dieser Berufsgruppe voranzutreiben. Durch Arbeitskreise zu aktuellen Trends (etwa Workplace Management, Digitale Lösungen im FM oder Nachhaltigkeit) sowie Publikationen und Studien (z.B. FM Monitor, Benchmarking-Berichte) liefert RealFM praxisorientiertes Wissen für das Tagesgeschäft von FM-Verantwortlichen.
Rolle bei Baubegleitung: RealFM betont die Bedeutung des FM-Blickwinkels bereits in frühen Projektphasen. Der Verband entwickelt Leitfäden und Schulungen, wie z.B. den BIM2FM-Leitfaden, um die Brücke zwischen Bauplanung (BIM-Daten) und Gebäudebetrieb zu schlagen. RealFM zeigt auf, welche Anforderungen Betreiber an Planung und Bau stellen müssen, damit Immobilien alltagstauglich und wirtschaftlich betrieben werden können. Durch seine Arbeitskreise (etwa zu Planen, Bauen, Betreiben) sensibilisiert RealFM Bauträger und Planer für die Perspektive der FM-Abteilung.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Wissensvermittlung: RealFM organisiert Seminare und Webinare (z.B. zur Umsetzung von BIM im FM), veröffentlicht Leitfäden und teilt Studienergebnisse, damit FM-Teams aktuelle Methoden für planungs- und baubegleitendes FM einsetzen können.
Praxis-Tools: Der Verband stellt praktische Benchmarking-Berichte und Kennzahlen bereit, mit denen FM-Abteilungen Bauprojekte hinsichtlich späterer Betriebskosten und Flächeneffizienz bewerten können. Zudem wirken RealFM-Experten an branchenweiten Standards mit (z.B. gemeinsam mit FMA Austria und SVIT Schweiz) und entwickeln Checklisten für FM-gerechte Planung.
Networking & Erfahrungsaustausch: Über Fachtagungen, Regionaltreffen und Arbeitskreise vernetzt RealFM die FM-Verantwortlichen großer Unternehmen. Dort können Mitglieder Erfahrungen austauschen, Best Practices zur Baubegleitung diskutieren und von den Lessons Learned anderer Projekte profitieren.
Offizieller Weblink: [RealFM e.V. – Verband für Real Estate und Facility Manager] – https://www.realfm.de
DVP – Deutscher Verband der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft e.V.
Organisationszweck: Der DVP ist der Fach- und Berufsverband für das Projektmanagement in Bau und Immobilien. Er widmet sich speziell den komplexen Anforderungen der Projektsteuerung und -entwicklung in der Bauwirtschaft. Ziel des DVP ist es, das Fachwissen im Bau-Projektmanagement kontinuierlich zu erweitern, der Fachwelt zugänglich zu machen und die Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten zu optimieren. Gegründet 1984 als Verband der Projektsteuerer, ist er heute eine anerkannte Instanz für Best Practices im Bau-Projektmanagement. Der DVP veranstaltet regelmäßig Fachtagungen und Seminare zu Themen wie Bauprojektmanagement, Immobilienentwicklung und Facility Management. Zudem publiziert er Fachliteratur im eigenen Verlag und entwickelt Richtlinien (u.a. in Kooperation mit dem Ausschuss der Verbände – AHO), um Leistungsbilder und Honorare im Projektmanagement zu standardisieren. Über Zertifizierungsprogramme (DVP-Zert) fördert der Verband die Weiterbildung von Projektsteuerern und Projektmanagern im Bauwesen.
Rolle bei Baubegleitung: Als Projektmanagement-Verband schlägt der DVP eine Brücke zwischen Bauprojekten und den Interessen der späteren Betreiber. Bei der Erarbeitung von Projektmanagement-Richtlinien (z.B. AHO-Schriftenreihe) bringt der DVP die Sicht von Betreibern und Facility Managern mit ein, damit deren Anforderungen bereits in der Planungs- und Bauphase berücksichtigt werden. So behandelt das vom DVP mitentwickelte Leistungsbild nach AHO Nr. 9 und 19 auch FM-bezogene Leistungen als Bestandteil der Projektsteuerung (etwa Dokumentationsmanagement, Inbetriebnahmemanagement, Lebenszykluskostenbetrachtung). Auf Konferenzen adressiert der DVP Themen wie Betreiberverantwortung in Bauprojekten oder digitale Übergabe an FM, um Bewusstsein für baubegleitendes FM bei Projektmanagern zu schaffen.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Weiterbildung im Projektmanagement: Der DVP bietet FM-Abteilungen Zugang zu Zertifikatslehrgängen und Seminaren, um projektbezogene Kompetenzen aufzubauen (z.B. DVP-Zert Projektmanager Bau, mit Kenntnissen in Bauabwicklung und FM-gerechter Übergabe).
Leitfäden und Richtlinien: Durch Mitwirkung an Praxisleitfäden (AHO) stellt der DVP klare Beschreibungen von FM-Leistungen in Bauprojekten bereit. Diese Standards helfen FM-Verantwortlichen, ihre Anforderungen vertraglich zu verankern und den Leistungsumfang in Bauprojekten eindeutig zu definieren.
Netzwerkplattform: Auf DVP-Fachtagungen treffen FM-Manager auf Bauprojektleiter und Planer. Der DVP ermöglicht so den Erfahrungsaustausch zwischen Bau- und Betriebsphase. FM-Abteilungen können sich in DVP-Arbeitskreisen (z.B. Digitalisierung in Bau und Betrieb) einbringen, um gemeinsam Lösungen für reibungslose Gebäudeübergaben zu erarbeiten.
Offizieller Weblink: [DVP e.V. – Deutscher Verband der Projektmanager Bau und Immobilien] – https://www.dvpev.de
ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
Organisationszweck: Der ZIA ist der Spitzenverband der gesamten deutschen Immobilienwirtschaft und vertritt als ordnungs- und wirtschaftspolitische Interessenvertretung die Anliegen von über 37.000 Unternehmen der Branche. Als Verbändeverbund bündelt der ZIA die Stimmen von Projektentwicklern, Eigentümern, Investoren, Dienstleistern und Betreibern (Facility Management) gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Ziel des Verbandes ist es, die Rahmenbedingungen der Immobilienbranche zu verbessern – etwa durch Vorschläge für effizientere Bauvorschriften, steuerliche Anreize und praxisgerechte Normen. Durch seine Büros in Berlin und Brüssel vertritt der ZIA die Branche auf nationaler sowie EU-Ebene. In themenspezifischen Ausschüssen erarbeiten rund 500 Experten Positionen und Handlungsempfehlungen zu Bereichen wie Bauen, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Facility Management. Zudem versteht sich der ZIA als Netzwerkplattform der Immobilienwirtschaft: Er organisiert Branchenevents, Publikationen (z.B. Jahresgutachten) und bietet ein breites Forum für Austausch und Kooperation.
Rolle bei Baubegleitung: Der ZIA fördert die Integration des Facility Managements in frühen Projektphasen, indem er den Dialog zwischen FM-Abteilungen und Bauakteuren ermöglicht. Im ZIA-Ausschuss Facility Management treffen FM-Experten auf Projektentwickler und Corporate-Real-Estate-Verantwortliche, um gemeinsam Standards für digitale Gebäudeplanung (BIM), Automatisierung und ESG-Kriterien zu entwickeln. Dadurch fließen Betreiberinteressen – z.B. Anforderungen an Flächen, technische Ausrüstung und Nachhaltigkeit – in die Planungsprozesse der Branche ein. Als Stimme der Immobilienwirtschaft macht der ZIA gegenüber Gesetzgeber und Normungsgremien deutlich, welche regulatorischen Anpassungen nötig sind, damit baubegleitendes FM effektiv umgesetzt werden kann (z.B. in Landesbauordnungen oder der Musterbauordnung).
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Interessenvertretung: Der ZIA verschafft Facility Managern Gehör auf politischer Ebene. Er setzt sich etwa für praxisnahe Betreiberpflichten, reasonable Fristen in Bauabnahmen und digitale Bauwerksdokumentationen ein, wovon FM-Abteilungen in der Betriebsphase direkt profitieren.
Branchenübergreifender Wissensaustausch: Über den ZIA erhalten FM-Abteilungen Zugang zu einem umfassenden Netzwerk der Immobilienbranche. In Ausschusssitzungen und Arbeitsgruppen können sie sich mit Entwicklern, Bauunternehmen und Eigentümern austauschen und so frühzeitig über Trends und Projekte informiert werden. Beispielsweise teilt der ZIA Best Practices zu BIM-gestützter Übergabe oder Betreiberkostentransparenz, was FM-Teams bei der Baubegleitung zugutekommt.
Plattform für Weiterbildung und Networking: Mit Veranstaltungen wie dem ZIA-Hauptstadtkongress, Fachforen auf der EXPO REAL oder der ZIA-Akademie ermöglicht der Verband FM-Verantwortlichen, sich kontinuierlich fortzubilden und zu vernetzen. Hier können FM-Abteilungen auch ihre eigenen Erfolgsmodelle der baubegleitenden Beratung präsentieren und von branchenweiten Vergleichen (Benchmarking) lernen.
Offizieller Weblink: [ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.] – https://www.zia-deutschland.de
VDI – Verein Deutscher Ingenieure e.V.
Organisationszweck: Der VDI ist mit ca. 135.000 Mitgliedern der größte technisch-wissenschaftliche Verein Europas. Als gemeinnützige Organisation fördert er den technischen Fortschritt und dient als Wissensnetzwerk für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Der 1856 gegründete Verein erarbeitet jährlich hunderte von Richtlinien und Standards, in denen über 12.000 Experten neueste technische Erkenntnisse praxisgerecht aufbereiten. Der VDI versteht sich nicht als Gewerkschaft, sondern als Berufsverband zur Förderung von Technik und Ingenieurwesen, der auch die Interessen der Ingenieurprofession gegenüber Politik und Wirtschaft vertritt. Besonders im Bauwesen und der Technischen Gebäudeausrüstung setzt der VDI wichtige Impulse: Viele anerkannte Normen (z.B. DIN) basieren auf VDI-Richtlinien. Seine Publikationen, Tagungen und Weiterbildungsangebote (VDI Wissensforum) tragen zur Verbreitung von Best Practices in Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden bei.
Rolle bei Baubegleitung: Durch seine Richtlinien schafft der VDI eine Brücke zwischen Bauplanung und Gebäudebetrieb. Beispielsweise legt die neue Richtlinie VDI 6026 Blatt 1 fest, welche Dokumentationen während Planung und Bau erstellt werden müssen, damit Betreiber alle notwendigen Unterlagen für einen sicheren Gebäudebetrieb erhalten. Solche Standards sorgen dafür, dass schon im Bauprozess die Weichen für den späteren Betrieb gestellt werden (etwa durch vollständige Revisionsunterlagen und Wartungspläne). Zudem hat der VDI gemeinsam mit GEFMA Richtlinien zur Betreiberverantwortung und Instandhaltung erarbeitet (VDI/GEFMA 3810-Reihe), die Planer und FM-Verantwortliche bei der baubegleitenden Umsetzung gesetzlicher Pflichten unterstützen. Auch im Bereich Building Information Modeling treibt der VDI die Verzahnung von Planung und FM voran, z.B. mit der Richtlinienreihe VDI 2552, die die Anwendung von BIM-Daten in der Betriebsphase regelt.
Unterstützung für FM-Abteilungen:
Technische Richtlinien & Normen: Der VDI liefert FM-Abteilungen konkrete Planungs- und Ausführungsstandards (z.B. VDI 3810 für Instandhaltungsstrategie, VDI 6022 für Raumlufttechnik), damit Gebäude von Anfang an betriebs- und wartungsfreundlich konzipiert werden. Diese Richtlinien helfen FM-Teams, ihre Anforderungen gegenüber Architekten und TGA-Fachplanern zu kommunizieren und durchzusetzen.
Leitfäden für Digitalisierung: Mit VDI 2552 (BIM) oder VDI 2770 (Digitaler Zwilling/Dokumentation) stellt der Verband Werkzeuge bereit, um den digitalen Informationsfluss zwischen Bau und Betrieb sicherzustellen. Dadurch können FM-Abteilungen bereits während der Bauphase auf wichtige Daten zugreifen (Ausstattungslisten, Wartungsintervalle) und die Inbetriebnahme besser vorbereiten.
Netzwerk von Fachexperten: Über regionale VDI-Bezirksvereine und Fachbereiche (z.B. Bauwesen, Gebäudetechnik) können sich Facility Manager mit Ingenieuren austauschen und interdisziplinäre Kontakte knüpfen. Der VDI organisiert Tagungen wie die BAU Konferenz oder Arbeitskreise FM, auf denen praktische Lösungen für baubegleitendes FM vorgestellt werden. Davon profitieren FM-Abteilungen, die stets am Puls technischer Entwicklungen bleiben wollen.
Offizieller Weblink: [VDI – Verein Deutscher Ingenieure e.V.] – https://www.vdi.de
